Zum Wochenbeginn sind die Währungen mehrerer Schwellenländer weiter auf Talfahrt gegangen. Der südafrikanische Rand fiel auf ein Fünf-Jahres-Tief, der russische Rubel sank gegenüber dem Euro auf seinen bislang tiefsten Wert. In der Türkei berief die Zentralbank angesichts der schwächelnden Lira eine Dringlichkeitssitzung ein. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem zeigte sich “besorgt”.
Als Grund für die Turbulenzen wird neben Besonderheiten in den einzelnen Staaten die veränderte Geldpolitik der USA gesehen: Im Dezember hatte die US-Notenbank Fed entschieden, ihre ultralockere Geldpolitik zurückzufahren und das Volumen der monatlichen Anleihenkäufe ab Januar zu verringern. Dadurch wird es für Investoren wieder attraktiver, ihr Geld in den USA anzulegen anstatt in den Schwellenländern.
Betroffen ist unter anderem die Türkei: Die türkische Lira verlor am Montagmorgen weiter an Wert. Für einen Dollar mussten 2,39 Lira bezahlt werden, für einen Euro 3,27 Lira. Die Zentralbank erklärte, am Dienstagabend werde in einer Dringlichkeitssitzung über Maßnahmen zur Stützung der Währung entschieden. Nach der Ankündigung erholte sich die Lira leicht. Der Wertverlust steht auch in engem Zusammenhang mit den politischen Turbulenzen in der Türkei, deren Regierung von einem Korruptionsskandal erschüttert wurde, sowie mit Sorgen um die Wirtschaft des Landes.
Auch der südafrikanische Rand fiel am Montag erneut und erreichte ein Fünf-Jahres-Tief. Für einen Dollar mussten 11,25 Rand gezahlt werden. Die anhaltende Währungsschwäche könnte die ohnehin recht hohe Inflation weiter anheizen. Analysten erwarteten jedoch vorerst kein Eingreifen der Notenbank.
In Russland sank der Rubel im Vergleich zum Euro am Montag auf seinen bislang schwächsten Wert. Zeitweise entsprach ein Euro 47,71 Rubeln. Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew zeigte sich erfreut – der schwache Rubel könne den russischen Exporteuren helfen und die Wirtschaft ankurbeln, sagte er.
Zu den unter Druck geratenen Währungen zählt auch der argentinische Peso. Er verlor im vergangenen Jahr fast ein Viertel seines Wertes und allein seit Jahresbeginn rund 18 Prozent. Am Freitag stabilisierte sich die Währung bei acht Peso für einen Dollar.
“Natürlich sind wir aus der Sicht der Schwellenländer besorgt”, sagte Dijsselbloem nach einer Sitzung der Euro-Finanzminister in Brüssel. “Ich bin aber nicht besonders besorgt über ein Ansteckungsrisiko.” Die sich erholende Eurozone sei in einer anderen Situation. EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn forderte die Schwellenländer auf, ihre Lage durch Strukturreformen zu verbessern.
Auch die Zentralbankchefs Deutschlands und Frankreichs, Jens Weidmann und Christian Noyer, sahen in den Turbulenzen eine Aufforderung an bestimmte Schwellenländer, ihre wirtschaftlichen “Fundamentaldaten” in Ordnung zu bringen, Ungleichgewichte abzubauen und Strukturreformen umzusetzen. Nach einem deutsch-französischen Wirtschaftsrat am Montag in Paris verwies Noyer darauf, dass nur einige Schwellenländer betroffen seien. Er ging nicht davon aus, dass Europa durch sie in Schwierigkeiten geraten könnte.
Quelle: IT Dienstleister von Yahoo.de